Geschichte

Die Anfänge um 1900

Die Geschichte unserer Katholischen Studentenverbindung Palatia Marburg geht zurück auf das Sommersemester 1899. In jenem Jahr gründeten sieben Mitglieder des „Katholischen Deutschen Verbandes farbentragender Studentenkorporationen“ (KDV) in Marburg einen Inaktivenzirkel mit dem Ziel, diesen bis spätestens 1909 in eine Verbindung umzuwandeln. Hierzu wurde eine Satzung aufgestellt, die jeden Verbandsbruder, der längerfristig in Marburg verweilt, zum Eintritt in den Zirkel verpflichtete. Spätestens 1902 nahm der Zirkel die Bezeichnung Palatia an. Dieser Inaktivenzirkel veranstaltete wöchentlich einen sogenannten „Bierhock“ in „Bopp’s Terrasse“.

Nach einigen Semestern nahm der Zuzug von KDVern ab, bis schließlich im SoSe 1905 kein einziges Kartellmitglied mehr in Marburg lebte. Die Marburger „Pfälzer“ wurden als ordentliche Mitglieder in die Mitgliederlister der soeben gegründeten Erwinia Straßburg aufgenommen, die auf Beschluss der Kartellversammlung zu Mönchen-Gladbach 1905 das Vermögen des Marburger Inaktivenzirkels erhielt.

Gründung im Elisabethjahr 1907

Am 15. Dezember 1906 erschien in der KDV Verbandszeitschrift „Universitas“ ein Aufruf zur Verbindungsgründung in Marburg von Enzo Heisterkamp (BvBl, TsM), der zum Erfolg führte: Am 7. Juni 1907 gründeten fünf Inaktive die „Akademische Vereinigung Palatia im KDV“. Unterstützt wurde die Gründung von Stadtpfarrer Dr. Weber. Das Gründungsfest fand am 9. Juni 1907 im Pfarrhaus von Anzefahr (15km Entfernung zu Marburg) bei Pfarrer Wilhelm Hülsmann (Sd) statt. Zehn Tage später genehmigte der Universitätssenat die Statuten der neu gegründeten Vereinigung.

Am 17. November 1907 zeigte sich Palatia zum ersten Mal in ihrer Geschichte in ihrer rosaseidenen Mütze, die am 12. Januar 1908 zur Kneipcouleur erklärt wurde. Am 21. Juni 1908 stieg das Publikationsfest. Im gleichen Sommersemester beschloss der KDV-Vorort die Übernahme der gesamten Altherrenschaft (38 Mitglieder) der 1906 suspendierten Germania Freiburg/Schweiz durch die neu gegründete Palatia, die dadurch wesentlich gestärkt wurde. Ende des Jahres wurde als öffentliche Couleur ein grünseidener Stürmer mit rot-goldener Verschnürung aufgesetzt (siehe Bild).

Vom KDV in den CV

Am 22. Dezember 1909 beschloss die Kartellversammlung des KDV in Koblenz Anschlussverhandlungen an den CV zu führen. Durch Beschluss der Generalversammlung des KDV vom 15. März 1911 in Köln gingen die KDV-Mitgliedsverbindungen mit Ausnahme der Cheruskia Würzburg in den CV über. Mit der Aufnahme in den CV ersetzte bei Palatia die rosafarbene Tuchmütze das alte Format des Stürmers ab.

Da viele Palaten aus dem Rheinland stammten, wurden „Palatentage“ eingeführt. Der erste Tag dieser Art wurde 1921 in Düsseldorf ausgerichtet, worauf folgend er in verschiedenen Städten des Rheinlandes stattfanden und bis heute eine wichtige Tradition innerhalb unseres Verbindungslebens darstellt.

Ein Heim für die Marburger Palaten

Im WiSe 1927/28 mietete der am 1. August 1926 gegründete „Heimverein Palatia-Marburg“ die 1. Etage des Gesellenvereinshauses Sauersgäßchen 2 als erstes Verbindungsheim an. Diese Palaten-Etage wurde feierlich am 5. November 1927 eingeweiht. In den Annalen ist nachzulesen, dass Palatia im Sommersemester 1909 dort ein ansehnliches und gemütliches Verbindungsheim eingerichtet hatte und dass es einen herrlichen Kneipsaal von ca. 50 qm Größe gab, der mit schweren Kneiptischen und Kneipstühlen aus Eichenholz eingerichtet war. Das Heim blieb bis zur erzwungenen Suspendierung erhalten. Ein Teil des Mobiliars konnte in Sicherheit gebracht werden und überstand auch den 2. Weltkrieg. So blieb uns vor allem der prächtige Senioratsstuhl erhalten, der jetzt unseren Kneipsaal schmückt. Von den alten Kneiptischen und -stühlen stehen heute noch einige in unserem Conventsraum.

Die Auswirkungen des Nationalsozialismus

Nach der Selbstauflösung des CV vom 27. Oktober 1935 beschloss der CC der Palatia am 17. November 1935 in Düsseldorf die Altherrenschaft von der Aktivitas zu trennen, diese zu suspendieren und unter Vorsitz des Philisterseniors eine Liquidationskommission zu bilden. Die Geschichte der Verbindung schien vorbei, die Aktiven wehrten sich jedoch gegen die Suspendierung. Sie trugen zwar nicht mehr Couleur, hielten aber wöchentliche Stammtische ab. Der CC des 29. Stiftungsfestes suspendierte am 31. Mai 1936 die Aktivitas endgültig. Die Wohnkameradschaft wurde jedoch liquidiert.

Wiederbegründung und Hausbau „Am Götzenhain“

Am 23. November 1946 fand in Köln das erste Palatentreffen nach dem 2. Weltkrieg statt. Auf dem Palatentag und 40. Stiftungsfest am 12. Juli 1947 in Marburg wurde die Palatia wiederbegründet. Am 12. Juli 1959 erfolgte der erste Spatenstich auf dem 4000 qm großen Grundstück am Hainweg 19 in Marburg, genannt „Am Götzenhain“.

Im SoSe 1991 und im WiSe 1991/92 wurde das Verbindungshaus renoviert und erweitert, was die Aktivitas vor einige Probleme stellte. Es mussten für diese Zeit andere Unterkünfte gefunden werden, um das Verbindungsleben aufrecht zu erhalten. Erst kurz vor dem 85. Stiftungsfest am Pfingstfest 1992 war der Umbau abgeschlossen und das Palatenhaus wurde neu eingeweiht.

Unsere K.D.St.V. Palatia kann nunmehr auf 228 Verbindungssemester voller Geschichten zurückschauen. Stand September 2021 hat unsere Verbindung ein Ehrenmitglied, 208 Alte Herren und 31 aktive Bundesbrüder.

(Auf Grundlage des Artikels Palatia Marburg aus dem Lexikon der CV- und ÖCV-Verbindungen von Siegfried Schieweck-Mauk von 1997, mit Ergänzungen aus dem Beitrag über Palatia Marburg aus der Festschrift zur 110. C.V. von Bbr. Manfred Striegel. Aktualisiert von Bbr. Maximilian Pfad, September 2021.)

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